Trennmittel

Trennmittel

Die Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Gelingen von Faserverbundbauteilen ist, dass sich die Bauteile aus den Formen entformen lassen. Was sich trivial anhört, kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn das Trennmittel einmal oder öfters versagt.
Wir wollen hier unsere Erfahrungen veröffentlichen und Anderen zeit- und kostenaufwändige Enttäuschungen ersparen.

Die Materialien, aus denen das Bauteil besteht (Lacke und Harze), sollen sich miteinander möglichst gut verbinden. Die Aufgabe des Trennmittels ist es, zu verhindern, dass das Bauteil aber mit der Form verklebt (bzw. das Urmodell mit der Form). Dabei gibt es eine enorme Anzahl an Materialkombinationen aus Form und Bauteil und ebenso eine große Anzahl an Trennmitteln. Und nicht jedes Trennmittel ist für jede Materialkombination geeignet. Wenn also ein Modelbauer sagt: „Ich lackiere mit 2-K in meine Formen und verwende XY-Wachs, dass trennt immer“ heißt das noch lange nicht, dass XY-Wachs auch mit meiner Kombination von Formmaterial und Lack oder Harz funktioniert.
Das Ganze wird auch dadurch erschwert, dass Umwelteinflüsse wie Temperatur oder Fremdpartikel in der Luft eine Auswirkung auf das Trennmittel haben. Legendär ist der Fall, wo Silikon aus dem Fett für die Fräsmaschine durch die Luft auf Formen gelangt ist und das Haften des Trennmittels störte.
Man muss sich auch damit Abfinden, dass es gewisse Materialkombinationen gibt, für die es kein funktionierendes Trennmittel gibt, wenn z.B. zu aggressive Lösungsmittel im Spiel sind.
Wir haben es zum Beispiel, trotz großartiger Unterstützung durch den Trennmittelhersteller Würtz, nicht geschafft ein funktionierendes Trennmittel (außer PVA) für Mipa PUR 2 K-Lack mit Härter H25 zu finden. Ein bayerischer Modellflugzeughersteller verwendet diesen Mipa Lack mit Würtz Trennmitteln erfolgreich, aber vermutlich einen anderen Härter.


Testreihe mit verschiedenen Lacken/Trennmitteln

Das sicherste Trennmittel, nach unserer Erfahrung, ist Folientrennmittel (PVA). Uns ist kein Fall bekannt, wo es bei richtiger Anwendung nicht getrennt hat. Der große Vorteil ist, dass man sieht, ob der Trennfilm in Ordnung ist. PVA hat aber den Nachteil, dass es eine schlechte Oberfläche durch Staubeinschlüsse gibt und man nicht zum Lackieren abkleben kann. Am einfachsten kann man PVA mit einem teuren Synthetikfaserpinsel aus dem Künstlerbedarfgeschäft auftragen. Alle Bauteile des unserer F5D-Fliger entstanden mit PVA.

Für Modellbauer gibt es im Wesentlichen drei Hauptanwendungsfälle:

1. Formenbau
2. Verklebungen
3. Bauteilherstellung

1. Beim Formenbau mit Epoxydformenharz verwenden wir ausschließlich Mirror Glaze. Bis auf einen unerklärlichen Fall (s. unten), wo entweder „etwas in der Luft lag“ oder der Lappen mit dem das Wachs aufgetragen wurde nicht koscher war, ist dies enorm zuverlässig und bietet eine topp Oberfläche.

Einziger Nachteil von Mirror Glaze ist die hohe Ablüftzeit.
Wir tragen Mirror Glaze auf Urmodellen 5- bis 7-mal nach Anleitung auf und lassen dazwischen mindestens 6 Stunden ablüften. Vor dem nächsten Wachsauftrag wird fleißig poliert.
Für Formen, bei denen die Oberfläche nicht so wichtig ist, kann man auch Folientrennmittel verwenden, das geht schneller. Bei Urmodellen tragen wir 3 Lagen Grundierwachs auf, das nicht poliert wird, dann kommt ein Auftrag Folientrennmittel.

2. Wenn wir vermeiden wollen, dass irgendwelche Schrauben, Dübel oder Ähnliches mit Epoxyd verkleben, schmieren wir sie einfach dünn mit Universalfett ein. Schnell, billig und zuverlässig.

3. Funktionierende Material-/Trennmittelkombinationen entnehmen Sie bitte der Tabelle unten.

Übersicht zuverlässig trennender Materialkombinationen:
Von uns getestet:

Material Trennmittel Bemerkungen
lackiertes Urmodell / Form1 Mirror Glaze (Bacuplast Typ 0811) Lack des Urmodells muss gut abgelüftet sein
Form1 / UP-Vorgelat Mirror Glaze (Bacuplast Typ 0811) Nachteil:
UP stinkt fürchterlich – Zeitdruck, da kurze VerarbeitungszeitVorteil:
sehr robuste, UV-beständige und deckende Oberfläche

Wachs wird vor jedem Bauteil aus Sicherheitsgründen 2-mal aufgetragen

Form1 / UP-Vorgelat

Form1 / 2-K

Seißler 223
(Tel. 09131-57220)
Nachteil:
riecht streng, aufwändig zu polierenVorteil:
günstig, zuverlässig

Wachs wird vor jedem Bauteil aus Sicherheitsgründen 4-mal aufgetragen

Form1 / Alle Farben (uns ist nichts Gegenteiliges bekannt) Folientrennmittel (PVA)2
z.B. R&G
Nachteil:
Unschöne Oberfläche des Bauteils durch Staubeinschlüsse – Man kann nicht abkleben zum LackierenVorteil:
maximale Trennsicherheit

vor jedem Bauteil 1 bis 2-mal Grundierwachs (nicht polieren!), dann erst PVA auftragen

Form1 / Spraydose “Auto K” PAT 921A Vorteil:
schnell Verarbeitung und geringe Trockenzeit des Lacks

Von Anderen getestet:

Material Trennmittel Bemerkungen
Form1 / Lesonal 2-K

Lesonal gibt es u.A. im KFZ-Zubehörhandel z.B. Trost

Norpol W70
z.B. von Corvin oder Lange + Ritter
Form1 / Lesonal 2-K PAT 921A
Form1 / Glasurit 2K Norpol W70
1 Formoberfläche aus R&G Formenharz P oder ähnlichen epoxydbasierten Formenharzen
2 Folientrennmittel in Verbindung mit Grundierwachs
Wenn Sie weitere zuverlässig trennende Materialkombinationen kennen, mailen Sie sie bitte an uns (), dann können wir diese Liste erweitern.